So, wie angekündigt im Folgenden ein paar nachfolgende Worte zum Vegetationsaspekt der Exkursion. Erst ein paar generelle Infos zum Grünland, dann Fotos und Beschreibungen von einigen entdeckten Pflanzenarten.
Das Blockland ist ein wesentlicher Teil des Bremer Grünlandgürtels, dessen Flächen unterschiedlich stark bewirtschaftet werden. Die Bewirtschaftung macht einen wesentlichen Teil des Grünlands aus, welches eine vom Menschen geschaffene (= anthropogene) Landschaftsform ist. Generell gibt es zwei Nutzungsformen, die sich auch in der Bezeichnung der entstehenden, größtenteils gehölzfreien Pflanzenformation niederschlagen: Wiesen sind Grünlandflächen, die zum Gewinn von Viehfutter wie Heu genutzt und daher gemäht werden. Auf Weiden steht das Vieh direkt und "grast" die Vegetationsdecke ab. Bei uns im Norden sind Weiden häufiger, da durch das ozeanische Klima eine längere Beweidung möglich ist und so weniger Winterfutterbedarf besteht, der in kontinentaleren Gebieten eben durch die Mahd von Wiesen gestillt wird.
Die artenreichsten Biotoptypen Deutschlands finden sich im Grünland. So können auf bestimmten Ausprägungen des Biotopgrünlandes bis zu 70 verschiedene Gefäßpflanzenarten pro 25 m² gefunden werden, womit diese eine höhere Biodiversität aufweisen als die natürliche vorkommende Waldvegetation. Diese hat natürlich durch den hohen Beschattungsgrad der Baum- und Strauchschicht eine hemmende Wirkung auf das Wachstum vieler, vor allem lichtliebender Arten der Krautschicht. Im Gegensatz zum Biotopgrünland, das kaum genutzt wird, steht das stark genutzte Intensivgrünland eher artenarm da mit meist nicht mehr mehr als 25 Arten auf derselben Fläche. Eine Zwischenform ist das Extensivgrünland. Die Relevanz des Grünlandes in der heutigen Landschaft und auch für den Naturschutz wird deutlich wenn man bedenkt, dass ein Drittel aller heimischen Gefäßpflanzenarten ihren Verbreitungsschwerpunkt im Kulturgrasland haben. Die häufigsten Pflanzenfamilien im Grünland sind:
Poaceae (Süßgräser)
Juncaceae (Binsengewächse)
Cyperaceae (Sauergräser)
Fabaceae (Schmetterlingsblüter)
Asteraceae (Korbblüter)
Apiaceae (Doldenblüter)
Bis auf den Faden-Ehrenpreis (
Veronica filiformis) gibt es auf den Wiesen Mitteleuropas keine Neophyten, die sich dauerhaft etablieren konnten. Dies kommt durch die ökonomische Nutzung der Nährstoffe und anderer Ressourcen durch die vorhandenen Lebensgemeinschaften zustande, die keinen Platz für eine Einnischung fremder Pflanzenarten lassen.
Da das Grünland ein vom Menschen geschaffenes Ökosystem ist, welches es so in der Art vor dem Aufkommen des Ackerbaus bzw. der Erfindung der Sense nicht gab, sind natürlich auch die Arten, die in ihm Vorkommen, nicht ursprünglich ans Grünland gebunden, auch wenn sie heute oft am Häufigsten dort vorkommen. Einige Arten sind ehemalige Waldpflanzen meist feuchter Standorte, anderer kommen aus Röhrichten, wieder andere von Wiesen, aus Steppen, es sind Pflanzen der Waldlichtungen dabei aber auch diverse andere Lebensräume kommen als Ursprung in Betracht. Durch die relativ rasche Ausbreitung von Grünlandflächen erhöhte sich auch die Notwendigkeit eines gewissen Anpassungspotentials, so dass heute viele Arten einen anderen Genotyp besitzen als ihre ursprünglichen Vorfahren. Auch das Entstehen vieler Unterarten und Rassen deutet auf einen schnelle, dynamische Evolution in den letzten Jahrtausenden hin.
Geschichtlich gesehen beginnt die Entwicklung des Grünlandes mit dem Sesshaft werden des Menschen. Natürlich sind Wiesen und Weiden nicht vom Himmel gefallen, sondern entstanden über einen längeren Zeitraum durch verschiedene Nutzungsformen wie die der Waldweide, bei der Vieh im Wald gehalten wurde. Über die Jahrtausende entwickelte sich so die Vielfalt an Biotoptypen, die das Grünland prägen, durch die anhaltende Intensivierung der Landwirtschaft aber immer gefährdeter werden. So ist das Blockland nicht ohne Grund als FFH-Gebiet ausgeschrieben, da neben den Grabengesellschaft auch die vorkommenden Pfeifengraswiesen unter europäischem Schutz stehen.
Weiterführende Informationen:
ELLENBERG & LEUSCHNER - Vegetation Mitteleuropas und der Alpen, Ulmer Verlag. (uneingeschränkte Kaumempfehlung für jeden, der sich mit Vegetation näher beschäftigen möchte! Gibts aber sonst auch erstmal in der Bib ;) )
BRIEMLE - Empfehlungen zu Erhalt und Management von Extensiv- und Biotopgrünland
BUND - Informationen zu Grünland und dessen Schutz
Nun einige Pflanzen, die uns auf der Exkursion begegnet sind (nicht alle sind dabei typisch fürs Grünland):
Prunus spinosa - Schlehe (Rosaceae)
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Blüte von Prunus spinosa, der Schlehe |
Die Schlehe ist ein Rosengewächs, die in Europa, Vorderasien und Nordafrika heimisch ist, mittlerweile aber auch in Nordamerika als eingebürgert gilt. Sie wächst als Strauch oder kleiner Baum und erreicht gewöhnlich Höhen um die 3 Meter. Sie ist ein Wurzelkriechpionier, was bedeutet, dass sie an sich ausbreitenden Wurzeln Schösslinge ausbilden, so dass dichte Gestrüppe gebildet werden, die nachteilig für andere Pflanzenarten sein können. Viele Insekten (v.a. Schmetterlinge & Käfer) und Vögel ernähren sich von Nektar, Blättern und Früchten der Schlehe und nutzen sie als Lebensraum. So spießt der Neuntöter (
Lanius collurio), ein Vogel aus der Familie der Würger (Laniidae), erbeutete Insekten oder Kleinsäuger an den Dornen der Schlehe auf, die ein charakteristisches Merkmal der Art sind. Sie dienen zur Abwehr von größeren Herbivoren. Auch der Mensch nutzt
Prunus spinosa, so zur Herstellung von Schnaps und Likören.
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Der Dorn einer Schlehe, morphologisch ein umgebildeter Kurzspross, der zur Abwehr dient |
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Der Grundaufbau der Blüte ist typisch für die Gattung
Prunus, zu der auch die Vogelkirsche (
Prunus avium), die Sauerkirsche (
P. cerasus), die Aprikose (
P. armeniacum), die Pflaume (
P. domestica), die Mandel (
P. dulcis) sowie die Gewöhnliche und Späte Traubenkirsche (
P. serotina und
P. padus) gehören. Auch viele andere Rosengewächse haben eine ähnliche Blüte. Sie ist radiärsymmetrisch und fünfzähling und bildet Kelch- sowie Krönenblätter aus. Letztere sind weiß. Es sind über 10 gelbe Staubblätter vorhanden. Die Blätter sind verkehrt eiförmig und haben zwei kleine Drüsenhöcker am Blattstiel, die Nektar absondern. Diese sind ebenfalls typisch für die gesamte Gattung.
Charakteristisch für die Pflanzenfamilie der Rosengewächse (Rosaceae) sind nebenbei meist wechselständige Blätter, die oft gesägt sind und Nebenblätter am Blattgrund haben. Auch die hohe Anzahl von Staubblättern gilt als ein Kennzeichen. Auch viele andere Rosengewächse sind von uns Menschen kultivierte Nutzpflanzenarten, so die Apfelarten (Gattung
Malus), die Erdbeeren (Gattung
Fragaria), die Birne (
Pyrus communis), die Quitte (
Cydonia oblonga) und verschiedene Rubus-Arten wie die Brombeere (
R. fruticosus agg.), die Himbeere (
R. idaeus) und die Moltebeere in Skandinavien (
R. chamaemorus).
Salix caprea - Sal-Weide (Salicaceae)
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Weibliche Blüte von Salix caprea (Foto: B. Albrecht) |
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Die Sal-Weide ist ein bis zu 15 m hoher Baum oder Großstrauch, der in Europa weit verbreitet ist. Bestimmungsmerkmale sind die starke Verästelung, die Korkwarzen an der Rinde, die leichte Behaarung der jungen, graugrünen Triebe, die rot-braunen Knospen, die spitz zulaufen und spiralig angeordnet sind sowie die ungefähr gleich Größe der männlichen und weiblichen Blüten (Danke an Birte, die sich die Weide zuhause nochmal genauer angeschaut hat). Die Blüte erfolgt vor dem Laubaustrieb, was die Pflanze zu einer wichtigen frühen Futterquelle für viele Insekten macht, die im Gegenzug die Bestäubung bewerkstelligen. Gerade für Schmetterlinge stellt sie ein wichtiges Teilhabitat dar. Da die Sal-Weide zweihäusig ist, hat jedes Individuum nur ein Geschlecht, nie kommen beide auf einem Baum vor.
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Männliche Blüte von Salix caprea |
Viele Weidenarten wachsen hauptsächlich an feuchten Standorten wie Auwäldern und Sümpfen, nicht so die Sal-Weide, sie gedeiht stets ausserhalb dieser Biotope und siedelt sich an frischen, nährstoffreichen Standorten an. Sie ist eine typische Pionierpflanze.
Die Weidengewächse sind eine artenreiche Gruppe, die bisweilen schwer auseinander zu halten sind. Einige Arten können Wuchshöhen von bis zu 30 m erreichen, es gibt aber auch kleinwüchsige Arten wie die Kraut-Weide (
Salix herbacea), ein arktisch-alpin verbreiteter Zwergstrauch, der kaum höher als einige Zentimeter wird.
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Salix herbacea-Teppich, dazwischen Veronica alpina |
Die Blätter von Weidengewächsen sind auf der Unterseite oft verschieden stark behaart. Sie sind wechselständig, ungeteilt und haben oft kleine Nebenblätter, welche früh abfallen können.
Tussilago farfara - Huflattich (Asteraceae)
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Habitus von Tussilago farfara vor dem Blattaustrieb |
Der Huflattich aus der Familie der Korbblütengewächse (Asteraceae) ist eine früh blühende Art, deren Blätter erst nach der Blüte austreiben. Diese sind mit einer Breite von 20 cm relativ groß und haben eine hufartige Form. Sie sind unterhalb filzig behaart. Vor dem Blattaustrieb ist der Huflattich leicht an seinen grünlich-braunen Schuppenblättern am Spross zu erkennen.
Die Blüte ist wie typisch für Korbblütengewächse keine Einzelblüte, sondern setzt sich aus vielen verschiedenen Zungen- und Röhrenblüten zusammen. Die radiären Röhrenblüten sitzen dabei auf der korbartig abgeflacht ausgebildeten Blütenstandsachse und werden von zygomorphen Zungenblüten gesäumt. Die Korbblüter sind eine sehr artenreiche Familie, die weltweit, mit Ausnahme der Antarktis, verbreitet ist.
Der Huflattich wächst an trockenen, warmen Standorten und gilt als Staunässezeiger. Er benötigt viel Licht. Das Hauptvorkommen ist auf halbruderalen Queckenrasen trockenwarmer Standorte.
Elymus repens - Gewöhnliche Quecke (Poaceae)
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Elymus repens - Detail: Stengelumfassende Öhrchen |
Die Gewöhnliche Quecke ist ein bis zu 150 cm hoch werdendes, ausdauerndes Gras, das sehr weit verbreitet ist. Es wächst an eher nährstoffreichen Standorten und ist häufig auf intensiv genutzten Grünlandflächen, wächst aber auch auf Ruderalflächen und an Wegesrändern. Sie kann sich vegetativ über Rhizome wie auch generativ über Samen vermehren und ist sehr konkurrenzstark, da sie über die Wurzeln ein Metabolit ausscheiden kann, welches das Wachstum von anderen Pflanzen hemmen kann (= Allelopathie). Daher auch die Bezeichnung "Quecke", welche aus dem Althochdeutschen von
queck (kräftig, lebendig) stammt.
Elymus repens gilt als eines der am schwersten zu kontrollierenden Gräser auf kultivierten Flächen.
Auffällig sind die stengelumfassenden Öhrchen, welche auf dem Foto gut zu erkennen sind. Das Blatt ist weiterhin flach wellig bis gerippt (gerieft), dünn, und die Oberfläche ist durch Häärchen auf den Rippen leicht rauh. Das jüngste Blatt ist in der Anlage eingerollt und nicht gefaltet. Es kann ausserdem eine leichte Behaarung vorhanden sein, die am Keimblatt noch stärker ausgebildet ist. Das Blatthäutchen (= Ligula) ist kurz. Die wechselständig angeordneten Ährchen haben spitze, lanzettliche Hüllspelzen und es sind keine Grannen vorhanden. Generell ist anzumerken, dass die Quecke ein morphologisch sehr variables Gras ist.
Alopecurus pratensis - Wiesen-Fuchsschwanz (Poaceae)
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Nahaufnahme eines jungen Wiesen-Fuchsschwanzes |
Nun also das Gras, das irgendwie so aussieht, als hätte es keine besonderen Merkmale, der Wiesen-Fuchsschwanz. Ebenfalls eine weit verbreitete Art in Europa und Nordasien, wurde sie durch die Grünlandwirtschaft sehr gefördert. Sie bildet Horste durch unterirdische Ausläufer und wird ebenfalls bis zu 150 cm hoch. Die Stängel weisen relativ wenige Knoten (Nodien) auf und sind eher dünn. Die Blattspreite ist glatt und unbehaart und zum Ende hin zugespitzt, das Blatthäutchen ist kurz, jedoch länger als bei der Quecke, und gestutzt.
Die Ährenrispe ist stumpf zylindrisch. Bei ihr handelt es sich um eine Scheinähre. Ähren sind unverzweigte Blütenstände, an denen ungestielte Blüten (bzw. Ährchen bei den Süßgräsern) an einer gestreckten Hauptachse sitzen. Scheinähren sind morphologisch anders aufgebaut, bei ihnen sind die Seitenachsen, an denen die Blüten bzw. Ährchen sitzen, so sehr gestaucht, dass der Eindruck entsteht, es handele sich um eine Ähre. Die Hüllspelzen (quasi Hochblätter an der Blüte von Süßgräsern, die diese vor der Blüte wie Knospenschuppen bedecken) sind bei der Gattung
Alopecurus miteinander verwachsen.
Im Anschluss ein paar generelle Informationen über die Süßgräser
Die Poaceen (ehemals Gramineen) sind eine der erfolgreichsten Pflanzenfamilien überhaupt und werden schon lange kultiviert, so dass die Ernährung vieler Menschen von ihen abhängt. Mit Reis (
Oryza sativa) und Weizen (v.a.
Triticum aestivum) entspringen zwei der wichtigsten zur Ernährung genutzten Pflanzenarten der Menschheit dieser Familie. Die Gruppe ist sehr artenreich, so sind weltweit um die 12.000 Arten bekannt. Gräser findet man auf allen Kontinenten, selbst in der Antarktis. Die dort wachsende Antarktische Schmiele (
Deschampsia antarctica) ist eine von zwei auf jenem Kontinent heimischen Samenpflanzenarten. So verwundert es nicht, dass man Gräser auch in fast allen Lebensraumtypen vorfindet. In manchen, wie in Grünland oder in trockenen Gebieten wie der afrikanischen Savanne oder der asiatischen Steppe, sind sie das charakterische Florenelement.
Die Morphologie von Süßgräsern ist sehr charakteristisch. Sie wachsen schlank und haben häufig Knoten (Nodien), die durch langgestreckte Halmbereiche (Internodien) verbunden sind. Die Blätter sind wechselständig und meist zweizeilig. Sie bestehen aus Blattscheide und Blattspreite, wobei die Scheide am Knoten änfängt und das Internodium umhüllt, bis es sich dann zur Spreite ausbildet. Auf ihr kann man die parallel laufenden Nerven der Einkeimblättrigen (= Monokotylen) gut erkennen. Am Übergangsbereich von Blattscheide zu -spreite finden sich auch die Öhrchen (s.o.) und die Ligula, welche als Verlängerung der Blattepidermis eine Schutzfunktion gegen Reibung und das Eindringen von Parasiten hat. Das Blatthäutchen kann ein wichtiges Merkmal bei der Artbestimmung sein. Ebenso wichtige Merkmale sind die Behaarung, die Form des jüngsten Blattes (gerollt oder gefaltet), die Morphologie v.a. der Oberfläche der Blattspreite, Besonderheiten am Triebgrund, Wuchsform (horstig oder Rasen bildend) sowie die Blüte.
Der Blütenstand (= Infloreszenz) besteht meist aus mehreren Teilblütenständen, die verschieden aufgebaut sein können, z.B. als Ähre (wie weiter oben beschrieben), es gibt aber auch andere Formen wie Rispe oder Traube. Die Teilblütenstände werden bei der Süßgräsern als Ährchen bezeichnet. Sie werden von einer inneren und einer äußeren Hüllspelze umgeben, innerhalb derer die Einzelblüten wachsen. Diese wiederum sind von Deck- und Vorspelzen umgeben, welche bei der Bestimmung nach Blütenmerkmalen oft herangezogen werden müssen.
Gräser sind so charakteristisch für Grünlandlandschaften, da das Wachstumsmeristem am Grund der Pflanze liegt. Auch die jungen Blätter werden am Grund der Blattscheide gebildet. So ist nach Mahd oder Verbiss eine schnelle Regeneration möglich.
Weiterführende Informationen:
DIEPOLDER & RASCHBACHER - Bestimmung der wichtigsten Gräser des Wirtschaftsgrünlandes
KLAPP & VON BOBERFELD - Taschenbuch der Gräser, Ulmer Verlag.
Veronica hederifolia - Efeublättriger Ehrenpreis (Plantaginaceae)
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Efeublättriger Ehrenpreis - der Name ist Programm |
Der Efeublättrige Ehrenpreis besitzt die charakteristische Blüte der Ehrenpreise (engl. Speedwell). Sie ist vierzählig und zwei Staubblätter werden ausgebildet. Wie der Name schon sagt sind die Blätter von der Form ähnlich dem Efeu (
Hedera helix). Diese sind gegenständig, werden aber zum oberen Sprossende hin immer wechselständiger. Die Pflanze ist locker behaart. Die Verbreitung erfolgt u.a. durch Ameisen (= Myrmeochorie). Die Samen besitzen eine fettreiche Struktur, die zu deren Anlockung dient (= Elaiosom). Auch die Verlängerung des Fruchtstiels, der sich dadurch weiter zum Boden neigt, gilt als Anpassung an diese Verbreitungsform. Die Pflanze wächst niederliegend mit schlaffem Stängel und wird nicht höher als 40 cm. Sie ist recht häufig und in verschiedensten Habitaten zu finden. Wie viele andere Ehrenpreisarten bevorzugt
Veronica hederifolia lehmige Sand- bis milde Lehmböden.
Die Gattung, die früher zu den Rachenblütlern (Scrophulariaceae) oder einer eigenen Familie (Veronicaceae) gezählt wurde, ist durch aktuelle molekulargenetische Untersuchungen den Wegerichgewächsen (Plantaginaceae) zugeordnet worden. Der Gattungsname leitet sich aus dem Ausspruch „Ihm sei Ehr und Preis als
vera unica medicina, das einzig wahre Heilmittel“ ab, da einige Arten, vor allem der Echte Ehrenpreis (
Veronica officinalis), in der Naturheilkunde zur Behandlung von Verdauungsbeschwerden, Gicht, Rheuma, Beschwerden der Atemwege und Entzündungen der Mundschleimhaut benutzt wurden. Zahlreiche Arten kommen in der Holarktis, aber auch in Afrika, Australien, Neuguinea und Neuseeland vor.
Luzula campestris - Feld-Hainsimse (Juncaceae)
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Habitus der Feld-Hainsimse |
Als wir drüber gestolpert sind, wuste ja erst mal keiner so richtig, was das ist, aber Tom lag mit seinem Tipp schon goldrichtig, dass es sich um eine Simse handelt. Wenn man das weiß, kommt man mit dem Schlüssel relativ eindeutig zu
Luzula campestris, die auf kalk- und stickstoffarmen, trockenen bis feuchten Böden wächst, z.B. auf bodensauren Magerrasen, Heiden, Sand- und Halbtrockenrasen und ärmere Frischwiesen. Sie erreicht Wuchshöhen von 30 cm. Die weißliche, weiche Behaarung der Blattspreite, die ja echt auffällig ist, ist typisch für viele Hainsimsenarten.Die Feld-Hainsimse bildet kurze unterirdische Ausläufer und zwei bis fünf fast kugelige Ährchen aus, an denen jeweils fünf bis zwölf Blüten sitzen. Der Blütenstand ist als Spirre ausgebildet, eine Sonderform der Rispe, welche durch eine reiche Verzweigung gekennzeichnet ist. Sind die unteren Nebenäste jeweils länger ausgebildet als die oberen, entsteht eine becher- oder trichterartige Form der Infloreszenz, die man dann Spirre nennt. Zu verwechseln ist
L. campestris mit der Vielblütigen Hainsimse
L. multiflora, diese bildet aber wie der Name schon sagt fünf bis zehn Ährchen aus und besitzt auch keine unterirdischen Ausläufer. Auch die Hainsimse hat Elaiosomen an ihren Samen, die Verbreitung erfolgt zu einem großen Teil über Ameisen.
Zu der Familie der Binsengewächse (Juncaceae) gehören zwei wichtige Gattungen, die weltweit vorkommen (= kosmopolitisch), nämlich die Binsen (Gattung
Juncus) und eben die Hainsimsen (Gattung
Luzula). Daneben gibt es noch einige Gattungen mit wenigen Arten, die aber v.a. in Südamerika heimisch sind. Die Binsen haben kahle, borstlich oder rinnige Blätter, die oft stengelartig sind, die Hainsimsen besitzen ein flaches, grasartiges Blatt das am Rand lang bewimpert ist. Die Blüten der Binsengewächse sind aus sechs zu spelzenartigen Schuppen, oft dunklen umgewandelten Blütenhüllblättern, sechs Staubblättern und drei Fruchtblättern zusammengesetzt.
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So, ich denke das reicht erstmal als Zusammenfassung. Ich habe sonst keine Fotos mehr gemacht und soweit möglich wollen wir nur eigene Bilder auf dem Blog benutzen. Natürlich gab es auch noch andere Pflanzen zu sehen, als Beispiel sei der Gundermann (
Glechoma hederacea) genannt, die sieht man aber immer mal wieder und sollen hier daher (erstmal) nicht weiter behandelt werden.
Micha